Die Keltische Epoche
Verbreitung der keltischen Stämme um ca. 300 v. Chr.
Die 2500-jährige Kulturgeschichte des St. Wendeler Landes beginnt mit den Kelten, die uns mit dem mächtigen Ringwall von Otzenhausen und reichen Fürstengräbern herausragende Zeugnisse hinterließen. Im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. erweiterten sie ihren Siedlungsraum auf große Teile Europas. Bereits zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. hatten sich die keltischen Kultur- und Machtzentren vom süddeutsch-österreichischen Raum in das Gebiet zwischen Mittelrhein, Mosel und Saar verlagert. Als Ursache werden die hiesigen Eisenvorkommen vermutet: Das besondere Wissen der Kelten um die Eisenverhüttung und ihre Schmiedekunst begründeten wahrscheinlich ihren Reichtum. Befestigte Höhensiedlungen entwickelten sich zu Machtzentren; ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. entstanden stadtähnliche Ansiedlungen, sogenannte Oppida.
Von den Kelten selbst gibt es keine schriftlichen Zeugnisse. Daher sind wir auf die Archäologie sowie auf die Interpretation der Schriften zeitgenössischer Chronisten angewiesen. In unserer Region ist die so genannte Hunsrück-Eifel-Kultur archäologisch relevant.
Seit 1999 laufen archäologische Untersuchungen am Ringwall. Sie belegen, dass die Treverer, die hier ansässig waren, über ein differenziertes Wirtschafts- und Gesellschaftssystem verfügten. Das bei Hermeskeil neu entdeckte römische Militärlager legt in Verbindung mit Cäsars Schrift “De bello gallico“ die Vermutung nahe, dass am Ringwall Geschichte von überregionaler Bedeutung geschrieben wurde. Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass der bei Caesar erwähnte Keltenfürst Indutiomarus u. a. hier residierte.
Die Epoche in der Region
Der keltische Ringwall von Otzenhausen ("Hunnenring") zählt zu den gewaltigsten erhaltenen Bodendenkmälern Deutschlands und ist ca. 2500 Jahre alt. Er war schon in früher Zeit eine Zufluchtstätte. Im Laufe der Jahrhunderte wuchs seine Bedeutung zum Machtzentrum. Obgleich mit dem Gallischen Krieg seine Besiedlung endete, diente er noch Jahrhunderte später als Kultstätte.
Hochgestellte Tote bestatteten die Kelten unter Grabhügeln und später in Flachgräbern. Archä- ologen fanden in Gräbern Beigaben, die zu den wertvollsten Informationsquellen gerade aus schriftlosen Kulturen gehören. Der fünf Meter hohe Fuchshübel bei Tholey ist der größte erhaltene Grabhügel des Saarlands und enthielt z. B. Waffen und Schmuck.
Von den handwerklichen Fähigkeiten der Kelten zeugen Kunstwerke wie das Freisener Pferdchen oder die Goldschale von Schwarzenbach (siehe Foto unten). Sie stellten auch Keramik wie die “Otzenhausener Fußschale“ her. Das Pferdchen ist eine der seltenen Vollplastiken aus dieser Zeit. Die besondere Verzierung der Fußschale fand man bisher nur in Otzenhausen.
Was ist geblieben?
In der folgenden Epoche verschmolzen die gallische (keltische) und römische Kultur zur gallo-römischen Mischkultur. Spuren der Kelten finden wir in noch heute gebräuchlichen Orts-, Gelände- und Gewässernamen sowie in alten Bräuchen.
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