Die Fränkische Epoche
Dreiteilung des Fränkischen Reiches um 843 n. Chr.
In erster Linie fränkische (= germanische) Stämme unterwarfen das römische Nordgallien und dehnten ihren Machtbereich durch fortwährende Kriege aus. So entstand das Fränkische Reich, eine für die weitere Entwicklung Europas bedeutende Großmacht in West- und Mitteleuropa. Chlodwig, ein König aus der Merowinger-Dynastie, eroberte weite Gebiete im Süden, übernahm von der gallo-römischen Bevölkerung den katholischen Glauben und stellte wichtige Weichen für die Zukunft. Der Karolinger Karl der Große rundete mit den Eroberungen im Norden den fränkischen Herrschaftsbereich ab. Mit seiner Krönung zum Kaiser in Rom war die Reichsbildung abgeschlossen.
In der Fränkischen Epoche erfolgte ein Umschwung von der städtisch geprägten gallo-römischen Gesellschaft und ihrer kultivierten Lebensart zu einer einfachen Agrargesellschaft. Der Handel ging zurück. Die meisten Menschen lebten als Bauern auf dem Land und stellten das Lebensnotwendige selbst her.
Schenkungen an die Bischöfe trugen zur Verbreitung des katholischen Glaubens bei. Der Adlige Adalgisel Grimo schenkte dem Bischof von Verdun eine Kirche, die auf den Bauresten einer römischen Badeanlage errichtet worden war. Daraus entstand die Abtei Tholey, die als erste urkundlich erwähnte Klostergründung Deutschlands gilt (“Grimo-Testament“). Der Namensgeber des St. Wendeler Landes, Wendelinus, und andere Missionare setzten sich bei den Franken für eine Erneuerung bzw. Vertiefung des christlichen Glaubens ein.
Die Epoche in der Region
Die heutige Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey zeugt von der frühen christlichen Missionierung im Frankenreich. Bereits im 7. Jahrhundert wurde sie als iro-fränkisches Kloster gegründet. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde sie im Zuge der Französischen Revolution 1794 aufgehoben, 1949 wiedererrichtet und 1950 neu besiedelt.
Im “Grimo-Testament“ von 634 verfügte Adalgisel Grimo über seinen Besitz. Es ist die älteste Urkunde des Rheinlandes und heute nur noch in einer Abschrift vorhanden. Die Bedeutung des Testaments geht weit über juristische Fragen hinaus, denn es gibt auch einen einmaligen Einblick in das Wirtschafts- und Gesellschaftsleben im frühen Mittelalter.
Zahlreiche Legenden ranken sich um den Glaubensboten St. Wendelin, einen Volksheiligen, der im 6. / 7. Jahrhundert aus Irland gekommen sein und in unserer Region das Christentum verbreitet haben soll. Er ist Patron u. a. der Hirten und Herden, Schäfer und Bauern und wird im St. Wendeler Land besonders verehrt
Was ist geblieben?
Ansicht der Gemeinde Tholey und der Benediktinerabtei St. Mauritius am Fuß des Schaumbergs.
Aus der im Fränkischen Reich etablierten Grundherrschaft entwickelte sich in ganz Europa die Feudalherrschaft. Die Dreiteilung des Reiches wirkt sich bis heute aus: Aus dem Westreich entwickelte sich das heutige Frankreich, aus dem Ostreich Deutschland. Besondere Bedeutung für das Saarland und das St. Wendeler Land kommt dem Mittelreich “Lotharingia“ zu, das bis ins 20. Jahrhundert zur deutsch-französischen Konfliktzone werden sollte. In dieser Zeit wurde die Grundlage für unser christliches Abendland gelegt. Noch heute ist das Kloster Tholey ein bedeutendes geistliches Zentrum im St. Wendeler Land.
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