Die Straße der Skulpturen - Reloaded
Fotowettbewerb und Ausstellung im Kunstzentrum Bosener Mühle
8. Juni - 22. Juli 2018
Einladungskarte Kartendesign: Christoph M Frisch
Die Straße der Skulpturen
Der deutsch-jüdische Humanist und Pazifist Otto Freundlich entwickelte in den 1920er Jahren die Idee einer Völker verbindenden "Straße der Skulpturen Paris-Moskau" (französischer Original-Name: "Une voie de la fraternité et solidarité humaine"). Er begriff sie als einen Weg der Brüderlichkeit und der menschlichen Solidarität, sie sollte ein sichtbares Zeichen für die Abkehr von Krieg und menschlicher Gewalt sowie für das friedliche Zusammenleben von unterschiedlichen Nationen sein. Freundlich konnte nach Jahren des Exils in Frankreich und infolge seiner Ermordung durch die Nazis im KZ Lublin-Majdanek seine Idee nicht mehr in die Wirklichkeit umsetzen.
Der St. Wendeler Künstler Leo Kornbrust griff 1971 Freundlichs Vision auf und inszenierte im St. Wendler Land eine Straße der Skulpturen, die er als Hommage an den von ihm verehrten Künstler und als erstes Teilstück einer "Straße des Friedens" verstand. Kornbrust wollte diese Friedensstraße im Sinne Freundlichs weiterentwickeln, sie sollte quer durch Europa von der Normandie bis nach Moskau reichen.
Foto: Christoph M Frisch
Der Künstler Ulrich Behr während seines Workshops an der Skulptur "Liebesthron"
von Leo Kornbrust. Die 1979 geschaffene Sandsteinskulptur diente einer Klasse
der Marpinger Gemeinschaftsstuhle als Inspirationsquelle für eigene Zeichnungen
und Tonplastiken. Diese wurden vor Ort erstellt.
Workshop Ulrich Behr: Tonrelief Foto: Christoph M Frisch
Making of - Workshop Ulrich Behr Foto: Christoph M Frisch
Das Projekt: Die Straße der Skulpturen St. Wendel – Reloaded
Denkmäler, Bauwerke und Skulpturen im öffentlichen Raum, denen man ständig begegnet, beginnen in unserer Wahrnehmung irgendwann unsichtbar zu werden. Sie generieren dabei ins Selbstverständliche, wie die Möblierung der eigenen Wohnung oder Bäume und Hügel in einer Landschaft. Die menschliche Wahrnehmung ist darauf ausgerichtet, Dingen jenseits routinierter Abläufe besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Auch die Skulpturen der „Straße der Skulpturen St. Wendel“, die ab 1971 an der Strecke zwischen St. Wendel und der Bostalsee entstanden sind, teilen dieses Los.
Kunst im öffentlichen Raum ist – wie alles andere auch – dem Wandel unterworfen: In den 1950er Jahren kamen die ersten Plastiken in die Städte, in den 1970er Jahren waren Bildhauersymposien neu und revolutionär. Genau aus diesem Grund wurde die damalige Aktion („Bildhauer am Werk“) von einem breiten Publikum wahrgenommen. Heute erarbeiten junge Künstler eher keine Monumente für den „öffentlichen Raum“, sondern bespielen ihn gerne mit temporären Aktionen, sie wollen Menschen dazu bringen, sich an Kunst zu beteiligen, mitzumachen.
Um heute die „Straße der Skulpturen St. Wendel“ wieder in den öffentlichen Fokus zu rücken, sollten diese veränderten Erwartungen berücksichtigt werden. Die grundlegende Botschaft der Skulpturenstraße – die stetige Arbeit für den Frieden – ist in der Tat aktueller denn je.
Hintergrund
Das Projekt wurde unter dem Dach des Kulturprogramms "steinreich" der KuLanI St. Wendel realisiert. Sowohl das Kunstzentrum , als auch der Verein Die Straße des Friedens e. V. sind dort Partner.So wurden die Ergebnisse der Workshops im Museum St. Wendel und die Beiträge des Fotowettbewerbs in der Bosener Mühle präsentiert.
Der Fotowettbewerb
Von den eingereichten 80 Arbeiten kamen 65 in die engere Auswahl, davon wurden fünf Fotografien prämiert.
Die Siegerfotos
Platz 1
Hans-Peter Hewer
Platz 2
Hans-Peter Hewer
Platz3
Nathalie Kautny
Platz 4
Selina Danheimer
Platz 5
Wolfgang Wiesen
Sonderpreis
Alexandra Klein
Jury und Preisträger
Preisverleihung im Kunstzentrum Bosener Mühle
v. l. n. r.: Die Jury: Cornelieke Lagerwaard - Direktorin des Museums St. Wendel und erste
Vorsitzende des Vereins Die Sttraße des Friedens, Rudolf Klos - Erster Vorsitzender Fotoclub
Tele Freisen, Christoph M Frisch - Leiter des Kulturprogramms "steinreich" und erster
Vorsitzender des Kunstzentrums, Preisträgerin Selina Danheimer, Manfred Hewer, Bruder des
verstorbenen Preisträgers Hans-Peter Hewer, Preisträger Wolfgang Wiesen.
Blick in die Ausstellung
Christoph M Frisch eröffnet die Ausstellung Foto: Christiane Nickolaus-Frisch
Die Künstlerin Frauke Eckhardt (li) war mit einem eigenen Workshop auch an dem Projekt beteiligt.
Cornelieke Lagerwaard bei der Eröffnung Foto: Christiane Nickolaus-Frisch
Vernissage im Kunstzentrum
Vernissagepublikum: Im Hintergrund - Erwin Volz - ehemaliger Vorsitzender des KBM sowie
der Ehrenvorsitzende der KuLanI Werner Feldkamp im Gespräch. Davor in Rot - die Künstlerin
und stellvertretende Vorsitzende des KBM Tanja Kleber, mit ihrem Ehemann und Vorstandsmitglied
Marc Kleber.
Hermann Backes, ehemaliger Lehrer am Cusanus-Gymnasium St. Wendel, brachte Bildmaterial einer Wanderung,
die er mit seiner Klasse 1989 unternommen hatte, in die Ausstellung ein. Diese Fotografien standen außerhalb
des Wettbewerbes.
Wandertag – mal anders
Wer kennt als Lehrer nicht das Problem, was man an einem Wandertag mit seiner Klasse sinnvoll unternehmen könnte?
Für den 23. Januar 1989, also vor fast 30 Jahren, war am Cusanus-Gymnasium St. Wendel der zweite Wandertag des Schuljahres angesetzt. Die Wünsche und Vorstellungen meiner Schülerinnen und Schüler aus der damaligen 8b gingen zunächst – wie sollte es anders sein – deutlich auseinander . Wir einigten uns schließlich auf einen echten Wander-Tag und nahmen uns als Ziel einen Abschnitt der „Straße der Skulpturen“ bei Baltersweiler vor.
Es sollte ein etwas anderer Ausflugstag werden.
Um meine Klasse zu motivieren, verband ich den Besuch der Skulpturen mit einigen Vorinformationen zur Entstehung und Zielsetzung dieses internationalen Kunstprojektes („Straße des Friedens“) und regte zudem einen klasseninternen Fotowettbewerb an.
Dabei ging es mir vor allem um das sinnliche Erfassen der künstlerischen Formen (-sprache), also das Betrachten, Begehen, Betasten und Begreifen, sowie um das fotografische Nachempfinden, „Ergänzen“ und Kontrastieren der Kunstwerke.
Die SchülerInnen konnten sich auf diese Weise vor allem spielerisch und im kreativen Foto-Wettstreit mit den Skulpturen ihrer Wahl auseinandersetzen.
Damit sollte ein erster Zugang zu modernen Kunstwerken ermöglicht werden.
Die Ergebnisse präsentierte meine Klasse wenige Tage später als kleine Ausstellung in der Aula unserer Schule.
Hermann Backes
Gefördert durch
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Copyright der Fotografien bei den Fotografinnen und Fotografen © 2018
Copyright des Ausfluges von 1989 an die Skulpturenstraße: Hermann Backes © 2018
Bildbearbeitung: Christoph M Frisch
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